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Weber, Max

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Lebenslauf

geboren: 21. April 1864 in Erfurt
gestorben: 14. Juni 1920 in München

Max Weber wurde als ältestes Kind eines Juristen und späteren Reichstagsabgeordneten geboren. Bereits als 13-Jähriger las Weber Schopenhauer, Spinoza und Kant. Von 1882 – 1886 studierte er Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte in Heidelberg, Berlin und Göttingen. 1889 wurde er in Berlin im Fach Jura promoviert. 1892 erfolgte die Habilitation für römisches, deutsches und Handelsrecht an der Universität Berlin. 1893 lehrte er als außerordentlicher Professor Handelsrecht in Berlin, 1894 wurde er bereits auf einen Lehrstuhl für Nationalökonomie an die Universität Freiburg berufen. 1896 folgte er einem Ruf an die Universität Heidelberg. Aufgrund einer psychischen Erkrankung musste Weber allerdings seine Lehrtätigkeit 1903 gänzlich aufgeben. Es folgte eine hochproduktive publizistische Tätigkeit; in zahlreichen Aufsätzen formulierte er seine neue theoretische Position. Nachdem Weber 1918 seine Lehrtätigkeit in Wien wieder aufgenommen hatte, folgte er 1919 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität München. Max Weber starb an den Folgen einer Lungenentzündung.


Bedeutung

Max Weber war ein bedeutender deutscher Jurist, Nationalökonom, Historiker und Soziologe. Er entwickelte die Soziologie zu einer eigenständigen Wissenschaft; beeinflusste damit aber auch die Philosophie nachhaltig. Er gilt heute weltweit als Klassiker der Kultur- und Sozialwissenschaften.


Lehre und Gedanken:

Das wiederkehrende Motiv in Max Webers Schriften ist die Frage nach den Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen des Kapitalismus.

Seine 1904/1905 erschienene Schrift „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ zählt neben seinem 1922 posthum erschienenen Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu den international wichtigsten Beiträgen zur Soziologie und ist ein grundlegendes Werk der Religionssoziologie.
In dieser Abhandlung untersucht Weber die Entstehungszusammenhänge des modernen Kapitalismus und geht der Frage nach, warum gerade Nordamerika und Westeuropa den Kapitalismus hervorgebracht haben. Er gelangt dabei zu der These, dass die protestantische Ethik die ideale Voraussetzung für die Entstehung des Kapitalismus und der modernen Rationalisierungsprozesse gewesen sei. Der Protestantismus hatte die Bestimmung des Menschen neu definiert: Nicht mehr nur die Ausrichtung auf das Jenseits (wie im Katholizismus) war das Entscheidende, sondern der tägliche Dienst – die Arbeit – zu Gottes Ehre, die Pflichterfüllung im Hier und Heute. Arbeit wurde so zum Mittel der „innerweltlichen Askese“, um den zahlreichen Versuchungen des irdischen Lebens zu begegnen. Erfolgreiches Arbeiten wurde mit göttlicher Berufung gleichgesetzt. Aus dieser asketischen Lebensführung entwickelte sich die protestantische Leistungsethik, die Arbeiter wie Unternehmer prägte. Arbeit erhält somit einen Wert an sich, wird zur verabsolutierten Tugend. Die religiösen Wurzeln traten später zunehmend in den Hintergrund und machten einer rationalen, bürgerlichen Berufsethik Platz. Die Arbeit wird sozusagen selbst zu einem Gott. Die heutige Verabsolutierung von Arbeit und Karriere wird überhaupt erst mit Rückgriff auf den von Weber entdeckten Zusammenhang von protestantischer Leistungsethik und modernem Unternehmertum verständlich.

Auch Max Webers 1922 posthum von seiner Frau veröffentlichtes Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehört zu den international wichtigsten Werken der Soziologie und enthält Grundlagen der Wirtschafts-, Religions-, Rechts-, politischen, Herrschafts-, Verwaltungs- und Stadtsoziologie. In ihm gibt Weber unter anderem eine Definition von Soziologie:

„Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ‚Handeln‘ soll dabei ein menschliches Verhalten […] heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales‘ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ (Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft)

Von großem Einfluss ist auch Webers 1919 veröffentlichter Vortrag „Politik als Beruf“ gewesen. In ihm prägte Weber die bis heute gültige Unterscheidung zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Er ist der Meinung, dass die Orientierung am eigenen Wissen, Wollen und guten Gewissen (Gesinnung) dem Handeln und insbesondere dem politischen Handeln keine ausreichende Basis biete. Gefordert seien stattdessen die Orientierung an einem zu verantwortendem Gesamtergebnis und die genaue Abwägung aller Handlungsfolgen.


Hauptwerke von Spinoza

„Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904)
Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. München: C. H. Beck 2004.

„Politik als Beruf“ (1919)
Max Weber: Politik als Beruf. Stuttgart: Reclam 1993.

„Wirtschaft und Gesellschaft“ (1922)
Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft: Grundriss der Verstehenden Soziologie. Tübingen: Mohr Siebeck 2002.


Über Max Weber

Volker Heins: Max Weber zur Einführung. Hamburg: Junius 2004.

Dirk Kaesler: Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. Frankfurt /M.: Campus Verlag 2003.

Hans-Peter Müller: Max Weber: eine Einführung in sein Werk. München: Utb 2007.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2010

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